Jeder kennt das Gefühl, nach einem anstrengenden Tag erschöpft zu sein. Doch beim Chronischen Erschöpfungssyndrom, auch bekannt als ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome), ist diese Müdigkeit kein vorübergehender Zustand. Sie ist krankhaft, anhaltend und nicht durch Schlaf oder Ruhe behebbar.
Was ist ME/CFS?
ME/CFS ist eine schwere chronische Erkrankung, die körperliche und geistige Belastbarkeit massiv einschränkt. Betroffene leiden unter einer tiefgreifenden, lähmenden Erschöpfung, die durch Aktivitäten – manchmal selbst durch normales Sprechen oder Sitzen – verstärkt wird. Die Erkrankung betrifft in Österreich zwischen 26.000 und 80.000 Menschen, darunter auch viele junge Erwachsene und Kinder.
Typische Symptome:
- Ausgeprägte körperliche und geistige Erschöpfung ohne erkennbare Ursache
- Post-Exertional Malaise (PEM): Zustandsverschlechterung nach körperlicher oder mentaler Anstrengung – oft mit zeitlicher Verzögerung
- Nicht-erholsamer Schlaf
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen („Brain Fog“)
- Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme
- Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm oder Reizen
Die Herausforderung: Unsichtbar, aber real
ME/CFS ist keine psychische Erkrankung, sondern eine komplexe körperliche Störung, deren genaue Ursachen noch erforscht werden. Häufig wird die Erkrankung spät oder gar nicht erkannt, weil Laborwerte oft unauffällig bleiben. Das kann für Betroffene zusätzlich belastend sein.
Die Diagnose erfolgt auf Basis der Symptome, des Verlaufs und nach Ausschluss anderer Erkrankungen. Eine heilende Therapie gibt es derzeit nicht. Wichtig ist jedoch eine gute medizinische Begleitung, um Symptome zu lindern und Rückschläge zu vermeiden. Das sogenannte Pacing – ein kluges Energiemanagement im Alltag – ist für viele ein zentraler Bestandteil im Umgang mit der Erkrankung. Ziel ist es, Überlastung zu vermeiden und Kräfte gezielt einzuteilen.
Wenn Sie oder Angehörige über längere Zeit unter starker Erschöpfung, Konzentrationsproblemen oder anhaltender Schwäche nach Belastung leiden, sprechen Sie uns an. Je früher ME/CFS erkannt wird, desto besser können Betroffene unterstützt und vor Verschlechterung geschützt werden.